Nachlese -> Benefizkonzert des Chores Signale

Zwischen Ems und Euphrat

Über eine gut gefüllte Petrikirche konnten sich am Sonntagnachmittag (29.09.) die Veranstalter „WelCome In! Rheine“, „Chor Signale“ und die Stadt Rheine freuen, die die Konzertlesung „Zwischen Ems und Euphrat“ auch finanziell gefördert hat.

Stellvertretend für die Organisatoren begrüßte Margret Schepers das bunt gemischte Publikum und lud alle  Anwesenden ein, sich auf den „Blickwinkel des Anderen“ einzulassen. Die Notwendigkeit hierzu begründete sie mit den Worten des bekannten chinesischen Künstlers Ai Weiwei „Die Geschichte lehrt uns, dass am Anfang der größten menschlichen Tragödien die Ignoranz stand.“ Damit wurde der Raum auch schon den Sänger*innen und Sängern des Chores überlassen, die diesen aus dem Rückraum kommend mit einer Stimmenimprovisation ausloteten und den Bühenraum mit der klangmalerischen Kantate Adiemus, des walisischen Komponisten Karl Jenkins einnahmen. Aus dem Publikumsraum erhoben sich dann die Stimmen der jungen Autoren, die sehr persönlich von ihrem früheren Leben erzählten und vom plötzlich unausweichlichen Zwang gehen zu müssen ohne Abschied nehmen zu können.

Sie berichteten von ihrer Liebe zum heimischen Meer ebenso wie von ihrer Todesangst im Mittelmeer, die sie nur durch gemeinsames Singen mit den Kindern gegen die Angst überwinden konnten, von Unterdrückung und dem Wagnis der Demonstration für Demokratie, von Gefängnis, Folter und Schikanen gegen ihre Familien. Der Chor folgte dem Wechselbad der Gefühle mit naturverbundene Liedern (Vem kan segla/G.Eriksson, La mer / Ch.Trenet), den gesungenen Menschenrechtsartikel 9 und 13 (Ch. Schulz) und einem türkischen (Zulfü Livanelli) und aserbaidschanischen (trad.) Widerstandslied. Ebenso wurden die Verstrickungen Deutschlands und anderer Industrieländer in die kriegerischen Konflikte in Liedern (Waffenhändlertango /K. Wecker, Vaterland /Silly) und in Erzählungen deutlich. Die vielen Widersprüche und großen Anstrengungen beim Aufbau neuer Lebensperspektiven in Deutschland fanden ihren bildhaften Ausdruck: „Leben wie in einem Schrank“, bevor gemeinsam mit dem Chor ein zuversichtlicher Blick nach vorn gerichtet wurde (Chanson für morgen /Kaleko/Kuhl, Imagine / J. Lennon).

Nach einem langen Applaus des begeisterten Publikums, gab es Sonnenblumen für die Akteure und die Organisator*innen A. Hey, E. Eggenkämper, J. Stallmann und V. Schwarz. Mit einem humorvollen Schlenker (Alles nur geklaut / Prinzen) leitete der Chor zu einem Ausklang mit Getränken und Gesprächen über. Eines hörte man immer wieder: Gesang und Erzählungen ergänzten sich „wie aus einem Guss“ und bescherten den Zuhörern einen intensives eindringliches Erlebnis.

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