Von Rheine nach Auschwitz – Opfer und Täter

Anlässlich des Gedenkens an die Novemberpogrome 1938, zynisch auch als “Reichskristallnacht” bezeichnet, lädt WelCome In! Rheine e.V. zu einem ungewöhnlichen Themenabend ein.

Der rheinenser Historiker Andre Schaper zeichnet die Wege und Verbindungen zwischen Rheine und Auschwitz anhand  unterschiedlicher Lebensläufe nach. Schaper beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte des Nationalsozialismus in Rheine.  Er engagiert sich im Arbeitskreis „Gedenken und Erinnern“ und “Stolpersteine in Rheine“. Seine Schwerpunkt- themen sind die Untersuchung von „Täterbiographien“ und der gesellschaftlichen Verhältnisse  in Rheine während des Nationalsozialismus. In zahlreichen Publikationen veröffentlichte er Beiträge über lokale, regionale und militärgeschichtliche Themen.

Der Themenabend schließt nahtlos an die Veranstaltung mit der Holocaust Überlebenden Erna de Vries an, die im Rahmen der Interkulturellen Woche im Wohnzimmer zu Gast war.

Im Jahr 1927 lebten 161 Bürger jüdischen Glaubens in unserer Stadt. Sie waren als Metzger, Viehhändler oder als Betreiber von Textil- und Lebensmittelgeschäften tätig und gesellschaftlich integriert. Anfang der dreißiger Jahre wurden aber auch hier antisemitische Töne laut. Der Boykott der jüdischen Geschäfte ab 1933 traf die meisten jüdischen Geschäfte. Viele der ortsansässigen jüdischen Bürger flüchteten in die Niederlande, um der Verfolgung durch das nationalistische Regime zu entgehen. Sie wurden 1940, nachdem die Niederlande von den Deutschen besetzt wurden, gefangen genommen und in den Osten verschleppt. In den Konzentrationslagern Auschwitz, Buchenwald, Sobibor, Stutthof, Theresienstadt, Westerbork, sowie im Ghetto Lodz und im Internierungslager Gurs in den französischen Pyrenäen sterben insgesamt mindestens 49 jüdische Mitbürger aus Rheine.

In Rheine gab es jedoch nicht nur Opfer sondern auch Täter: wie z.B. jenen SS-Unterschar- führer und späteren Webstuhlmeister, der bis zur Befreiung des Lagers Angehöriger der Lagermannschaft im KZ Auschwitz war.

Am kommenden Donnerstag, den 07.11. ist Andre Schaper zu Gast bei “WelCome In! Wohnzimmer (ehemalige Beratungsstelle der Flüchtlingshilfe Rheine e.V.) in der Marktstraße 10. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr. Einlass ist ab 18:30h. Um Voranmeldungen unter udo@welcome-in-rheine.de oder per SMS an +49 1764 3847 366 wird gebeten, da das Wohnzimmer nur begrenzte Kapazitäten hat.

Der Eintritt ist (wie immer) frei – Spenden für unsere Arbeit nehmen wir aber gerne entgegen 😉

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